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PROJEKTE | 2003 | VOM ICH ZUM WIR

VOM ICH ZUM WIR

Die Kollektivierung der Landwirtschaft

Autor & Regie:
Jürgen Ast | Kerstin Mauersberger

Redaktion:
Anette Boderke

Länge:
2 x 45'

Produktion:
astfilm productions | im Auftrag des RBB

Frühjahr 1960. Mit einem groß inszenierten Propagandarummel feiern die DDR-Medien den "Sieg des Sozialismus auf dem Land". Am 14. April 1960 ist das letzte Dorf in der DDR vollgenossenschaftlich geworden. Überall im Land werden Denkmäler errichtet, für ein Ereignis, dass wie kein anderes das dörfliche Leben über Jahrzehnte verändern sollte: Den als freiwillig apostrophierten, aber in Wirklichkeit oft unter Zwang gegangenen Schritt der DDR-Bauern "Vom Ich zum Wir".

Heute sind viele der Gedenksteine verschwunden, die Erinnerungen an die Kollektivierung auf dem Land allerdings, an die LPG-Zeit ist für Hunderttausende ehemalige DDR-Bürger noch sehr nah. Was aber war diese "Kollektivierung auf dem Land" eigentlich? Wer hat sie gewollt, wer stand dagegen? Wie dachten und handelten die da "oben"? Wie dachten und reagierten die da "unten"? Von den vielen Wegen, vom "Freien Bauer auf eigener Scholle", der sein Land aus der Bodenreform bekommen hat oder dessen Familie seit Jahrhunderten den eigenen Acker bewirtschaftete, hin zu einem Genossenschaftsbauer, zum "Industriearbeiter auf dem Land" berichtet der Film.

Im 1. Teil des Films wird von den Anfängen und den Hintergründen der Kollektivierung erzählt. Als sich 1952 die ersten LPG gründeten, damals durchaus noch freiwillig, waren sie als "Leuchttürme auf dem Lande" geplant. Doch ihr Schein verblasste oft schnell, die Schwierigkeiten häuften sich, trotz massiver staatlicher Hilfe. Nach dem 17. Juni 1953 lösten sich einige LPG sogar wieder auf. Die SED schlug nun einen sanfteren Kurs gegenüber den Einzelbauern ein, auch um deren Flucht in den Westen zu stoppen. Der 2. Teil spannt den Bogen von Walter Ulbrichts verordneten Maßnahmen zur "Zwangskollektivierung" Ende der fünfziger Jahre, deren Durchführung und Folgen, bis hin zum "Sozialistischen Frühling auf den Land", von den Visionen ganzer "Agrarstädte" bis hin zum wirklichen Alltag der LPG-Bäuerinnen und -Bauern in der DDR.