HITLERS REICHSKANZLEI
Mythos und Wahrheit eines Herrscherbaus
ARD-Reihe: "Geheimnisvolle Orte"
Autor & Regie:Kerstin Mauersberger | Daniel Ast | Jürgen Ast
Redaktion:Jens Stubenrauch
Länge:45'
52' | World Sales: NEW DOCS
Produzent:Daniel Ast | Jürgen Ast
Koproduktion:astfilm productions | RBB // ARD
Begibt man sich heute in Berlin zur Wilhelm- Ecke Vossstraße, steht man vor einem in die Jahre gekommenen DDR-Plattenbau, überall Sozialwohnungen, im Erdgeschoss lädt ein Restaurant zum Besuch. Kein Hinweis, keine Ahnung mehr von dem, was sich hier vor über siebzig Jahren befand: Das Machtzentrum des nationalsozialistischen Reiches, der Ort, von dem Terror, Krieg und Vernichtung ausging - Hitlers Reichskanzlei.
Von Anfang an kümmert sich Hitler persönlich um den neuen Herrschaftspalast, bald zusammen mit dem jungen NS-Karrieristen Albert Speer. Bereits 1935 beginnen die ersten Planungen, ein Jahr später Abrissarbeiten, um in der an der alten Reichskanzlei angrenzenden Vossstrasse ein riesiges freies Bauareal zu schaffen, an der bald 7.000 Arbeiter und Fachkräfte Hitlers "Prachtbau" aus dem Boden stemmen. Über 400 Meter, die gesamte Vossstrasse entlang, erstreckt sich die größte Baustelle Deutschlands. In seinem Weltreich sollte die Architektur für alle unübersehbar eine "tausendjährige" sein.
Mehr als in allen anderen umgesetzten Bauplänen präsentierte Hitler mit der Neuen Reichskanzlei den deutschen Anspruch auf eine neue Weltordnung, vor allem aber auch seinen persönlichen Machtanspruch: "Wer die Reichskanzlei betritt, muss das Gefühl haben, vor den Herrn der Welt zu treten." (Adolf Hitler, 1941) Das neue Führerarbeitszimmer: 27 Meter lang, 14,5 Meter breit und 9,75 Meter hoch. Über dem gewaltigen Kamin ein monumentales Porträt von Bismarck. Auf dem überdimensionalen, aus einer einzigen Marmorplatte gefertigten Kartentisch, Friedrich II. hoch zu Ross. Und der riesige Globus, der später durch Charly Chaplins Film "Der große Diktator" legendär wurde. Eine der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte - Die Welt als Spielball des Diktators. Am Ende zerplatzt der Globus und damit auch alle Herrschaftsträume... In der Mitte Berlins endet auch die Karriere des "Herren der Welt", 12 Jahre und 3 Monate nachdem sie faktisch am gleichen Ort begann, 3 Meter unter dem Rasen des Gartens der alten Reichskanzlei, im so genannten Führerbunker.
Detailgetreue Animationen geben aufschlussreiche Einblicke in die architektonischen Wirkungen des heute verschwundenen "Führerpalastes". Ein immer wieder in die historischen Bilder eingeflochtener, eher bautechnisch distanzierter Blick, der die bis ins letzte Detail geplanten Funktionen einzelner oder zusammenhängender Gebäudeteile verdeutlicht und dabei die zentrale Schaltstelle des Dritten Reiches, die bauliche Manifestation und Monstrosität Adolf Hitlers und seines Staates wieder entstehen und begreifen lässt.