TAUSCHE OSTAGENT GEGEN WESTAGENT
Teil 1 | Endstation Glienicker Brücke
Teil 2 | Anwalt Vogels erster Coup
Autor & Regie:Jürgen Ast | Martin Hübner
Redaktion:Dr. Katja Wildermuth
Länge:2 x 45'
Produktion:astfilm productions | im Auftrag des MDR
Teil 1: 10. Februar 1962. Der erste Agentenaustausch, der wohl spektakulärste in der Geschichte des kalten Krieges. Der Showdown beginnt im Morgengrauen. Ort der Handlung die Glienicker Brücke zwischen Potsdam und Westberlin. Zwei Männer bewegen sich auf der Brücke aufeinander zu. Von der Potsdamer Seite her, aus dem "Osten" kommt, Francis Gary Powers, der US-Pilot, der am 1. Mai 1960 mit seinem Spionageflugzeug über der UdSSR abgeschossen wurde und kurze Zeit später zu 10 Jahren Haft verurteilt worden war. Der andere Mann kommt von der Westberliner Seite her. Er ist von Beruf Spion und Oberst des KGB. Sein Name Rudolf Iwanowitsch Abel. Der Meisterspion der Sowjets, der mithalf den Amerikanern die Atomgeheimnisse zu entreißen, war 1957 in New York aufgeflogen und zu 30 Jahren verurteilt worden. In der Mitte der Brücke begegnen sich die beiden Topagenten das erste und letzte Mal in ihrem Leben. Ein kalter Blick in die Augen des anderen, dann ist schon alles vorbei.
Mit dem Austausch Abel gegen Powers begann auch die atemberaubende Karriere eines bis dahin unbekannten Rechtsanwalts aus Ostberlin. Wolfgang Vogel war von den Sowjets auserwählt worden ihren Meisterspion aus dem amerikanischen Knast zu heraus zu dealen. Unter dem Vorwand, dass Rudolf Abels Ehefrau in der DDR wohnt, genauso genommen in Leipzig, wird er der Anwalt des KGB-Spions. Ein kompliziertes handeln, ein zähes Ringen um den Tauschwert der heißen Ware beginnt. Ein knallhartes, sensibles Geschäft, das die Öffentlichkeit scheut. Am Ende bekommen die Amerikaner sogar noch einen Mann mehr, den US-Studenten Frederic Pryor, der von Vogel persönlich direkt aus dem Stasiknast, wo er wegen Spionageverdacht saß, zum Checkpoint Charly gefahren wird. Vogels Einsatz und seine Zuverlässigkeit machen ihn bald zum Dreh- und Angelpunkt im Handel mit Spionen und die DDR zur internationalen Agentenschleuse.
Teil 2: 11. Juni 1985. Glienicker Brücke, unüberwindbare Trennungslinie zwischen Ost und West. Weiträumig ist das Gebiet auf der Ostseite von der Staatssicherheit abgeschirmt. Seit Stunden wartet hier ein streng bewachter Bus mit einer hochbrisanten Fracht. 25 in der DDR aufgeflogene und als CIA-Agenten zu hohen Haftstrafen bis zu lebenslänglich verurteilte Männer und Frauen, die nun hoffen, dass sich ihr Schicksal an diesem Tag jäh wenden wird. Auch auf der Westseite patrouillieren Dutzende "unauffällige" Männer, mit Sonnebrille getarnt und Revolver unterm Jackett. Dann fährt eine Wagenkolonne mit amerikanischen Kennzeichen langsam auf die Brücke Richtung Potsdam zu, um die "Ware" im Bus, die bald die Seite wechseln soll, zu inspizieren ... Szenen wie aus einem Bond-Film oder einem Thriller von John le Carre.
Was an diesem Junitag 1985 als größter Agenten-Ring-Tausch in die Annalen des Kalten Krieges eingeht, 25 Westspione werden gegen 4 Ostspione ausgetauscht, ist auch die außergewöhnliche Geschichte von DDR-Bürgern, die sich aus ganz verschiedenen Motiven entschlossen hatten, für den US-Geheimdienst zu arbeiten. Aus Abenteuerlust, Geld oder Ehrgeiz ließen sie sich auf ein Geschäft ein, das weitaus gefährlicher war, als man es Ihnen bei der Anwerbung und ihrer Agentenausbildung sagte. Sie führten ein zerrissenes Leben zwischen der Angst entdeckt zu werden und dem Stolz als DDR-Bürger für das große Amerika zu spionieren. Ein Bus voller Spione - noch auf der Fahrt vom DDR-Knast zur Glienicker Brücke gibt es erschütternde Szenen. Ehepartner sehen sich das erste Mal seit Jahren wieder, Brüder bezichtigen sich gegenseitig des Verrats, ein Mann erfährt, nach 6 Jahren Haft, dass seine Frau mit einem anderen lebt. Schicksale mit und ohne "Happy End". Große Politik und gebrochene Biografien aus der Zeit des Kalten Krieges.